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Hass. Macht. Gewalt.

Philip Schlaffer sprach mit Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen über seine Zeit als aktiver Neonazi und seinen Ausstieg aus der Szene.

Auf Vermittlung der Friedrich-Naumann-Stiftung war Philip Schlaffer zu Gast an der Wetzlarer Eichendorffschule. Gut drei Stunden referierte der ehemalige Neonazi und Chef eines Rockerclubs über seinen Einstieg, seine aktive Zeit und die Gründe für seinen Ausstieg aus der Welt des Rechtsextremismus und der organisierten Kriminalität.

Philip Schlaffer verstand es, mit den Schülerinnen und Schülern auf einer Ebene zu kommunizieren und griff dabei alltäglich Probleme von Jugendlichen auf, die auch die Altersgruppe der Zuhörenden betraf. Dabei räumte er auch mit weitverbreiteten Klischees bezüglich des Einstiegs in die rechtsextreme Szene auf. „Es fällt immer so leicht von einem kaputten Elternhaus zu sprechen: Alkoholiker-Eltern, Gewalt in der Erziehung und fertig ist der Neonazi! Aber mein Elternhaus war nicht kaputt und Gewalt wurde uns auch nicht angetan.“ Zwei recht kurz aufeinanderfolgende Umzüge der Familie nach England hätten den Nährboden geschaffen für eine Mentalität eines Teenagers, der sein ganzes Umfeld und die Welt um ihn herum hasst. Zweimal sei er aus seinem vertrauten Umfeld gerissen worden und musste zunächst in England selbst Ablehnung und Fremdenhass ertragen und später, als er sich in seine neue Heimat integriert hatte, folgte mit dem Rückzug nach Deutschland der nächste Umbruch. Es sei der Rechtsrock gewesen, der einem Jugendlichen in einer solchen Situation Halt und Anerkennung vermittelt habe: „In dieser Musik bekam ich Wertschätzung und Anerkennung, die mir in diesem Moment meines Lebens fehlte und ich entwickelte einen Hass gegen alles und jeden, aber besonders gegen alles Fremde. Ich fühlte mich einsam und fand Halt in dieser Gruppe.“

Es folgten Erzählungen über seine aktive Zeit in der Neonazi-Szene und seinen Absturz in die Welt der organisierten Kriminalität, die letztendlich zu einer Verurteilung zu einer mehrjährigen Haftstrafe, aber auch zu einer Selbstreflexion seines Lebens führte, die ihn schlussendlich dazu motivierte, Präventionsarbeit zu leisten.

Als Botschaft gab er den Anwesenden folgendes mit: „Ihr dürft in Eurem Leben auch mal scheitern, solange Ihr anschließend wieder aufsteht und weitergeht“. Im Anschluss an sein Referat war Platz für Nachfragen aus den Reihen der Schülerinnen und Schüler, die sichtlich interessierte Nachfragen stellten.

Einige Stimmen aus einer anschließenden anonymen Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern:

„Ich fand die Veranstaltung sehr aufklärungsreich. Ich finde es gut, dass er seine Geschichte weitererzählt, damit wir wissen, was das alles für Konsequenzen haben kann, damit wir selber sowas nicht machen.“

„Sehr tolle Aufklärung und harte Geschichte, die man nicht erwartet hätte. Dennoch habe ich mitgenommen, dass man Menschen nicht auf ihr Äußeres reduzieren sollte oder auch jedem eine zweite Chance geben soll.“

Egal wie oft man scheitert, man soll aufstehen und es wieder versuchen.“

Wir bedanken uns bei Philip Schlaffer und Jonas Kern von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Organisation dieser wichtigen Veranstaltung. Lukas Philipp Winkler